Wir danken den Banken
„Die weltweite Bankenkrise ist eine Vertrauenskrise“, sagen Fachleute und Politiker. Allerdings, die Sparkassen sind anders „aufgestellt“ und verdienen Vertrauen. Die Holtseer, Habyer und Sehestedter erleben es anders. Die SB-Filiale in Holtsee wurde zum 8. Dezember 2008 geschlossen.
Hierzu erreichte uns ein Offener Brief, den der QUARK hier abdruckt.
Es gibt immer wieder Menschen die behaupten, früher sei alles besser gewesen. Wir alle wissen, dass das in der Regel nicht stimmt. Aber zu jeder Regel gibt es Ausnahmen. Eine davon ist die Schließung der gemeinschaftlich betriebenen Selbstbedienungsfiliale der Eckernförder Bank und der Förde Sparkasse in Holtsee.
Ein Schlag ins Gesicht der vielen hundert Kunden in unserem Nahbereich, die bei diesen Instituten ihre Konten unterhalten und darauf vertraut haben, auch zukünftig ihr Bargeld und ihre Kontoauszüge vor Ort abholen zu können.
Wird hier nicht das Vertrauen missbraucht, das unsere Geldinstitute händeringend zurückgewinnen wollen, weil sie es in der weltweiten Finanzkrise verzockt haben?
Auch hier vor Ort müssen wir uns die Frage stellen, ob wir denen noch vertrauen können. Den Bankvorständen, die damals versicherten, dass man in der Fläche bleibe, als die Holtseer Geschäftsstellen der Raiffeisenbank und der Eckernförder Sparkasse geschlossen wurden? Den Politikern, allen voran unserem Landrat, die in den Aufsichtsräten dieser Institute sitzen und immer wieder beteuern, den ländlichen Raum stärken zu wollen, aber der Schließung unserer Selbstbedienungsfiliale bedenkenlos zustimmen?
Nein, man kann es wirklich nicht, denn sowohl die Banker als auch die Volksvertreter haben für uns nur Lippenbekenntnisse übrig, ihr Handeln ist offensichtlich und in erster Linie auf Gewinnmaximierung und Sichern ihrer Pfründe ausgerichtet.
Diesem Eindruck kann man sich jedenfalls nicht erwehren, wenn man die Fakten betrachtet.
Fakt ist, dass im Einzugsgebiet dieser Selbstbedienungsfiliale ca. 2.500 Menschen wohnen, wovon ungefähr jeder Dritte ein Konto unterhält. Bei monatlich 7,50 € Kontoführungsgebühren ergibt das eine jährliche Einnahme von ca. 75.000 €. Nach Aussage der Banken kostet die Umsetzung des Geldautomaten und des Druckers 70.000 €. Diese Summe ist schon deshalb zu bezweifeln, weil die Geräte ohne größere bauliche Änderungen in unserem Dorfladen bei Neidhardt aufgestellt werden könnten. Aber selbst wenn es so wäre, hätte sich die Umsetzung allein mit der Einnahme unserer Gebühren nach weniger als einem Jahr amortisiert. Nicht berücksichtigt dabei ist der Gewinn aus den Geldgeschäften mit uns Holtseern, Habyern und Sehestedtern, die aufgrund fehlender Möglichkeiten vor Ort in Eckernförde oder Gettorf abgewickelt werden müssen und selbstverständlich auch dort zu Buche schlagen. Hinzu kommt, dass die Aufstellung bei Neidhardt bei einer Frequentierung des Dorfladens von 200 bis 300 Kunden pro Tag zweifellos zu einer deutlich höheren Nutzung der Geräte führen würde, denn die Lage an der Landesstraße zieht auch Laufkundschaft an, die nicht zu unserem Einzugsbereich gehört. Im Übrigen würde diese Maßnahme auch so ganz nebenbei unseren Dorfladen stärken.
Fakt ist auch, und das ist nicht zu leugnen, dass Servicepunkte wie unsere Selbstbedienungsfiliale in erster Linie Kosten verursachen. Aber dann müssen sich die Herren der Eckernförder Bank und der Förde Sparkasse auch fragen lassen, mit welchem Recht sie Kontoführungsgebühren erheben, wenn nicht nur Direktbanken, sondern auch beispielsweise die Postbank oder die Commerzbank darauf verzichten können. Vielmehr wäre zu erwarten, dass sie für diese Gebühren einen besseren Service bieten, aber genau den verweigern sie uns.
Fakt ist auch, dass immer mehr Menschen ihre Geldgeschäfte bei Direktbanken über das Internet abwickeln. Das beklagen auch die Genossenschaftsbanken und Sparkassen zu Recht. Offensichtlich verkennen sie dabei aber, das sie diese Kunden nur halten oder zurückgewinnen können, wenn sie einen deutlich besseren Service bieten. Wie kurzsichtig sind eigentlich die Vorstände unserer beiden Institute, wenn sie mit der Schließung unserer Filiale genau das Gegenteil bewirken, indem sie ihre ureigenste Kundschaft anderen Instituten in die Arme treibt?
Fakt ist auch, dass sich bei der Demonstration in Holtsee weder der Landrat noch irgendein Kreistagsabgeordneter hat blicken lassen. Waren sie zu feige zu bekennen, dass sie in den Aufsichtsgremien für die Schließung gestimmt oder sie zumindest stillschweigend gebilligt haben? Der Brief, den der Landrat geschrieben hat und der durch den Bürgermeister öffentlich verlesen wurde, war ein klägliches Zeugnis seiner Handlungsunfähigkeit. Mit welchem Recht nimmt dieser Mann eigentlich einen hohen Posten in einer öffentlich-rechtlichen Einrichtung wie der Sparkasse wahr, wenn er sich nicht massiv für seine Klientel, nämlich seine Wähler, einsetzt?
Fakt ist auch, dass der Zug noch nicht abgefahren ist. Noch könnte man die Geräte, bevor sie auf den Schrott wandern, bei Neidhardt installieren.
Deshalb mein Appell an alle Entscheidungsträger: Prüfen Sie Ihren Beschluss!
Eine Revidierung wäre kein Gesichtsverlust, sondern im vielmehr die Rückkehr zu Ehrlichkeit und Vertrauen.
Hartmut Trimpler