SPD Nortorf

Die Wirtschaftskrise

Die Wirtschaftskrise

Die Finanzierung des Krieges und die Reparationsleistungen, die Deutschland als Folge des Versailler Vertrags zu leisten hatte, brachten das deutsche Finanzsystem in Unordnung. Seit Herbst 1922 verfiel der Wert des Geldes immer schneller und die Inflation kam ins Galoppieren.

 

 

 

Notgeld der Stadt Nortorf
(Stadtarchiv Nortorf, Gronewald

Gründung und Ausbau des Nortorfer Gußwerks fällt in diese Zeit. Über seine Geschichte schrieb die Nortorfer Zeitung am 22. März 1952: „In den Jahren der ersten Geldentwertung in Deutschland um 1920 hatte eine Hamburger Elektromotorenfabrik in Nortorf auf dem Gelände eines Sägewerkes an der Hohenwestedter Straße eine kleine Gießerei aufgemacht, um damit den durch Geldentwertung ständig steigenden Gußpreisen zu entgehen. Die Rechnung ging damals nicht ganz auf und es dauerte nicht lange, bis die Hamburger Firma ihren Betrieb stillegte. Die Gießerei kam in andere Hände und stellte Ofenteile, Herd- und Ofenroste und vor allen Dingen Herdplatten für die damals sehr rege Bautätigkeit in den Großstädten des Westens her. Dann wechselte die Gießerei noch einmal ihren Besitzer und kam unter die Obhut eines norwegischen Großkaufmanns, der zum Ende der 20er Jahre ebenfalls das Werk aufgab. Vom damaligen Besitzer übernahmen [...] Bestehorn und Ehlbek den Betrieb und richteten eine Kundengießerei ein.

 

Das Nortorfer Gußwerk Bestehorn & Ehlbeck um 1964
(Foto: U. Bestehorn)

Im bescheidenen Rahmen begann das Werk mit der Herstellung von Abgüssen für Kleinmotoren-, Elektromotoren- und Landmaschinenbau."

Im Jahre 1923 liefen die Notenpressen auf Hochtouren, die Preise änderten sich beinahe stündlich.

 

 

Geldscheine aus der Zeit von 1922
(Gronewald)

Als das Rendsburger Tageblatt, die spätere Landeszeitung, am 15. August 1923 ihren Bezugspreis auf 127.000 Mark festsetzte, konnte man für diese Summe zum Beispiel kaufen: knapp 100 Gramm Butter oder Fleisch, fünf Eier, 1½ Liter Milch oder zwei Grog. Zur Linderung der größten Not rief der Kreis Rendsburg eine „Kreisnothilfe" ins Leben, die Geldmittel und Naturalien an Bedürftige verteilen sollte. Solche Aktionen konnte zwar hier und da die unmittelbare Not lindern, doch die Krise konnte nur durch eine umfassende Sanierung der Währung gemeistert werden. Diese schwierige Aufgabe fiel der Regierung Stresemann zu. Mit einer zunächst provisorischen neuen Währungseinheit, der „Rentenmark", wurde ein radikaler Schnitt gewagt: eine Billion alte Mark = eine neue Mark. Nun war das Geld auf einmal knapp, die Produktion ging zurück, die Arbeitslosenzahlen stiegen noch einmal dramatisch an.

Trotz eigener wirtschaftlicher Schwierigkeiten war man nicht unempfänglich für die Nöte anderer. Im Jahre 1924 nahmen Nortorfer Arbeiter die Kinder ausgesperrter Kieler Werftarbeiter in Pflege. Mindestens drei Transporte meldete die Volkszeitung und berichtete von der herzlichen Aufnahme der Kinder. Die ohnehin nicht auf Rosen gebetteten Nortorfer Arbeiter halfen also so anderen, denen es noch schlechter ging.

 

VZ vom 27.03.1925

Auch die Nortorfer Lederindustrie blieb von der Krise nicht verschont. Bereits im Januar 1921 hatte die Firma Loges & Rasmussen die Arbeitszeit auf sechs Stunden pro Tag reduziert, „um die Zahl der Arbeitslosen nicht noch zu erhöhen." (VZ 17/01/1921). Einen Monat später ging man sogar bis auf

24 Wochenstunden herunter. Doch die Arbeitslosigkeit wuchs stetig weiter. Daran änderte auch eine kurze Scheinblüte der deutschen Wirtschaft Ende der zwanziger Jahre nichts, denn die Weltwirtschaftskrise traf sie mit voller Wucht. Auf dem Höhepunkt der Krise hatten über 7 Millionen Menschen keine Arbeit. Die dadurch verstärkte politische Radikalisierung erzeugte ein Klima, das Hitlers Aufstieg und Machtergreifung ermöglichte. 

 
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