Veröffentlicht am 01.12.2019, 12:16 Uhr
Auf einer Veranstaltung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Arbeitsgemeinschaft für Bildung in der SPD (AfB) zu 10 Jahren UN-Behindertenrechtkonvention (UN-BRK) sprach sich der Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderung, Professor Ulrich Hase, dafür aus, zukünftig auch „die Deutsche Gebärdensprache (DGS) als Schulfach“ zuzulassen. Er selbst sei sehr froh darüber, dass die Inklusion von der Landesregierung als „Querschnittsaufgabe“ angesehen werde und diese Aufgabe deshalb, so Hase, direkt der Staatskanzlei zugeo
Er bedauerte, dass es bisher nicht gelungen sei, im Lande an den Universitäten einen „Lehrstuhl“ für Hören und Kommunikation einzurichten. Damit Inklusion als gesellschaftlicher Prozess verstanden werde, ist es nach Hases Worten notwendig, auf allen Ebenen „Aktionspläne“ zu verabschieden. 19 Kommunen in Schleswig-Holstein hätten sich schon auf den Weg gemacht, aber „noch keine Partei“!
Heiko Frost, der Geschäftsführer von Adelby 1, berichtete von seiner Flensburger Einrichtung, mit der er seit 2015 an einem Landesmodellversuch zur inklusiven KiTa teilnehme und an der sich positive Erfahrungen zeigten. Bei Gruppenstärken von 15 Kindern, von denen 7 Beeinträchtigungen aufweisen und einem durchgängigen Zwei-Pädagogen-System, darunter einer Heilpädagog*in, sowie bei Bedarf weiteren Fachkräften, sei man in der Lage, alle Kinder entsprechend ihrer Bedürfnisse zu fördern.
Christine Pluhar, vor ihrer Pensionierung im Bildungsministerium zuständig für Integration/Inklusion an den Schulen, erläuterte die Notwendigkeit weiterer Schritte zur Inklusion in Schleswig-Holstein. Für den Förderschwerpunkt Lernen, in dem nur noch wenige Schüler*innen exklusiv in Förderzentren unterrichtet werden, schlug sie vor, darüber zu diskutieren, ob es Sinn mache, auf die förmliche Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs durch ein Gutachten zu verzichten und stattdessen der Regelschule eine feste „systemische Zuweisung“ an Sonderpädagogen-Stunden zukommen zu lassen. Sie werde dazu einen offenen „Arbeitskreis Inklusion“ anbieten, der am 6. Februar 2020 ein erstes Treffen in Schleswig habe, an dem jeder teilnehmen könne (Anmeldungen unter h-w.johannsen@t-online.de).
In der anschließenden Diskussion der mit 35 Teilnehmer*innen gut besuchten Veranstaltung im inklusiv arbeitenden Hotel/Restaurant „Alter Kreisbahnhof“ in Schleswig nahmen auch die Landtagsabgeordneten Birte Pauls und Kai Vogel teil. Abschließend wurde von einer Teilnehmerin herausgestellt, dass eine Ausbildung aller Erzieher*innen und Lehrer*innen notwendig sei, die neben Fachkenntnissen eine „positive Einstellung“ zur Inklusion vermitteln müsse.
Auf dem Foto von links nach rechts: Ingo Degner (SPD-Kreistagsfraktion), Professor Ulrich Hase (Landesbeauftragter für Menschen mit Behinderungen, Heiko Frost (Geschäftsführer Adelby 1), Christine Pluhar (AfB), Dirk Lorenzen-Pöschel (GEW-Kreisvorsitzender)
Homepage: SPD-Schleswig-Flensburg